Meg: Ms Easy Groophz

Über DJ Groophz

Rainer Eschen  (DJ Groophz)
Ein bischen über meine Entwicklung von den DJ-Anfängen in den 70ern in den Discos meiner Eltern, die erlebte Entwicklung des Hip Hop in Deutschland, meiner eigentlichen Liebe dem Funk bis hin zu den modernen Produktionsansätzen und der Entwicklung des Easy Groophz Ansatzes.


11. Januar 2003

MCquadrat - Meine Hip Hop Geschichte

Aus dem damaligen 

Meine Kindheit

Mein Leben ist voll von Musik seit ich sechs Jahre alt war. Es war mein Geburtstag, an dem ich meinen ersten Plattenspieler und einige Vinyl-Platten bekam. Weil meine Eltern in meiner Kindheit mehrere Discotheken besaßen, war ich umgeben von Funk, Soul and Disco-Musik. Es war faszinierend, Teil der 70er Generation zu sein, obwohl ich jünger als zehn war. Es gab einige Nächte, in denen ich Teil der Szene sein durfte. Es war ein Privileg, daß mein Leben prägte. Wirklich verrückt ist, daß ich die Musik der 60er und 70er mehr mag als die Musik der 80er, als ich ein Teenager war.

Es ist kein Wunder, daß ich mit zehn DJ wurde. Weil wir am Sonntag um 17:00 Uhr für jüngere Leute öffneten (man konnte jünger als 16 sein zwischen 17:00 Uhr und 19:00 Uhr) und mein Vater keinen richtigen DJ bezahlen wollte, erhielt ich meine Chance. Auf der einen Seite war es faszinierend, weil ich ein richtiger DJ sein konnte, obwohl ich so jung war, auf der anderen Seite war die Vinyl-Auswahl immer zweite Wahl. Es war etwas unerfreulich: ungefähr 50 Singles, aber nur zehn brauchbare zum Tanzen. Und das jeden Sonntag. Deswegen wurde es manches Mal langweilig.

Obwohl ich genug lernte, um als DJ zu arbeiten, habe ich diesen Job nie in den Discos meiner Eltern gemacht. Ich bekam eine Chance in der Disco meines Onkels, nach der Scheidung meiner Eltern, einige Jahre später. Aber damals änderte sich alles. Die Stimmung der 70er verflüchtigte sich. Ich fühlte, wie die Disco-Bewegung in den 80ern starb und ein DJ zu sein, wurde langweilig für mich. Wenn der Hip Hop nicht Anfang der 80er nach Europa gekommen wäre, hätte ich sicher die Musik komplett aufgegeben.

Meine Hip Hop Jahre

Ich begann mit Hip Hop Ende 1983. Zu dieser Zeit kam der Rap der Ostküste aus den Bronx und aus Harlem über Europa. Es war eine aufregende Zeit. Ich war siebzehn und machte, das, was alle machten, die mit Hip Hop anfingen: ich begann mit Break Dance, machte ein paar Sketches und zum Schluß entschied ich, daß ich Rappen und DJing bevorzuge. So kam ich zurück zu meinen DJ-Erfahrungen und versuchte ein Mixer, Scratcher und auch Rapper zu werden.

Das war wirklich nicht einfach. Wir hatten keine Möglichkeit, nach New York zu fahren und von unseren Idolen zu lernen. Deshalb versuchten wir jeden Schnipsel an Information zu sammeln, den wir kriegen konnten. Jeder Film, der Break Dance zeigte, jedes Magazin, das über Hip Hop schrieb, jede Single, mit einem Hauch von Scratching, wurde gekauft. Aber es gab nur wenig Informationen Ende 1983. Und 1984 war auch nicht viel besser. So probierten wir Dinge aus, die wir gesehen hatten, von denen wir gehört oder gelesen hatten. Ich erinnere mich noch an eine Schul-Party, wir waren ungefähr zehn Jungs in einem Kreis, als wir gut 10 Stunden am Stück die Schritte für den Moonwalk erforschten. Ich glaube, wir haben es damals geschafft, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Wir hatten keine Videos für Zeitlupen-Analysen der einzelnen Schritte. Wir konnten nur das verwenden, was wir uns im Kopf merken konnten. Und sonst hatten wir nichts. Nebenbei, denk gar nicht erst daran, daß der Moonwalk von Michael Jackson erfunden wurde. Jahre, bevor er ihn in seinen Live-Shows einsetzte, konnte man ihn im Hip-Hop-Film Wild Style (1983) sehen.

Nach einiger Zeit des Tanzens stellte ich fest, daß ich zu schwer für all die Drehungen war. Aber der Wechsel zu Electric Boogie brachte auch nicht viel. Weil mein Schulfreund Thomas ein guter Zeichner war, den ich niemals übertreffen konnte, fing ich gar nicht erst groß mit Sketches oder dem Sprayen an. Deshalb blieben nur DJing und Rappen um in der Hip-Hop-Gemeinschaft berühmt zu werden. Nun ja, es gab eigentlich keine wirkliche Hip-Hop-Gemeinschaft in unserem kleinen Städtchen zu der Zeit. Heute hat jede Stadt eine. Aber damals waren wir Outsiders ohne Gemeinschaft. Manchmal war das nicht einfach für uns.

Für mich war es nicht wirklich ein Problem. Ich habe immer den Weg abseits des Mainstreams gewählt. Das gilt auch heute noch. Damals war ich zu jung für einen DJ, heute bin ich zu alt für den Hip-Hop-Untergrund. Nun, dieses Hip-Hop-Portal ist das Ergebnis :-). Ich hoffe, Du magst es trotzdem irgendwie. Ich denke, es bietet gerade den jungen Hip-Hop-Enthusiasten eine Möglichkeit, eine Idee davon zu bekommen, wie es in Deutschland angefangen hat und wofür das ganze Old-Skool-Zeug eigentlich steht.

Nun, zurück zu meiner Geschichte. Am Anfang versuchten Thomas und ich die Scratch-Könige zu werden. Weil wir die Short Cuts von Grandmaster Flash liebten, versuchten wir dasselbe zu tun. Wir nannten uns "Quick Cutting Corporation" (QCC), Thomas wählte "Master Jam" als Pseudonym, weil er von Anfang an dachte, er sei MC, wohingegen ich dachte, der große DJ zu sein, und deshalb "DJ Grandmixer Scratch" wählte, inspiriert durch Grandmixer D. ST., einer der besten Scratcher zur damaligen Zeit. Nun, wir haben viel versucht, aber es kam nicht das dabei heraus, was wir wollten. Die Abwesenheit echter Innovation und die schlechte Produktionsausstattung erzeugte nur mittelmäßige Ergebnisse. Wir haben einige Mixe erstellt, aber das Rappen war wirklich schlecht. Thomas versuchte Kurtis Blow, Whodini und Grandmaster Flash gleichzeitig zu immitieren, aber das war nicht meine Welt. Mein Englisch war nicht gut genug und ich hatte kein Gefühl für englische Texte. Ich wußte noch nicht, das ich deutschsprachiges Rappen bevorzugte, weil niemand zu der Zeit in Deutsch rappte. Jeder versuchte, den US-Stil zu kopieren und niemand dachte darüber nach, etwas anderes zu probieren (es gab keinen Platz für einen deutschen Stil oder Unabhängigkeit).

Nach meinem Abitur lebte ich in einer Wohngemeinschaft. Robert wurde ein Freund. Er war ein lustiger Geselle, beim Kochen, Singen und Reimen. Es war erstaunlich. Immer, wenn wir unterwegs zum Einkaufen waren, reimten wir was auf Deutsch. Und wir taten dies mit einem bestimmten Rhythmus. Als der Geburtstag meiner Freundin näher rückte, kam Robert auf die Idee, für sie in Deutsch etwas zu rappen. Das war 1987. Wir benutzten die Instrumental-Version von The Message von Grandmaster Flash. Nun, die Aufnahme war schrecklich, weil wir einfach zu wenig Text für die gut 7 Minuten hatten. Die Improvisation machte es lustig, aber es war in keinster Weise professionell. Aber die Idee war geboren. So führte ich die Geburtstags-Raps für einige Zeit fort.

Als ich den ersten wirklich guten Geburtstags-Rap für Robert's Freundin machte, entwickelte ich einen besonderen Stil. Während der Tage mit Thomas liebte ich es, verschiedene Effekte ineinander zu mischen und (teilweise sehr seltsame) Sounds zu erzeugen. Ich denke, jeder hat so seine Erfahrungen mit dem Lachen von Vincent Price am Ende von Michael Jackson's Thriller :-). Kombiniert mit einer Instrumental-Version eines aktuellen Hitparadenhits produzierte ich meine eigenen Beats. Nun, das war damals nicht so einfach wie heute. Ich hatte weder Studio-Equippment noch eine große Sammlung von Instrumental-Versionen. Und die Aufnahme von einer analogen Quelle auf eine andere ließ nicht viel Spielraum.

Damals waren mir die Beats nicht so wichtig (im Gegensatz zu heute). Sie inspirierten mich während des Schreibens von Reimen, aber das Ziel war einen witzigen Text zu schreiben, der die Menge unterhalten sollte, die um das Geburtstagskind herum saß. Nun, jeder Geburtstags-Rap war ein Erfolg, obwohl die Produktionsqualität nicht besonders war. Aber die Menge mochte es und fieberte schon dem nächsten Werk entgegen, wenn wieder ein Geburtstag anstand. So machte ich über zehn Raps in ungefähr zwei Jahren.

Meinen letzten Rap machte ich im ersten Semester, als ich anfing zu studieren. Ich war fasziniert von Computertechnik (nach meinen Erfahrungen mit zwei Commodore 64), weshalb ich das Produzieren aufgab. Meine Eltern hatten nicht mehr viel Geld (nach der Scheidung), so daß ich mir nicht mehr soviel Hip Hop leisten konnte wie in der Vergangenheit. Es war die Zeit des West-Coast Gangster-Raps. Ich mußte diese Phase komplett auslassen. Wenn ich heute so darüber nachdenke, glaube ich, daß ich tatsächlich seit 1984 auf den deutschsprachigen Rap gewartet habe. Deshalb wollte ich auch nicht wirklich US-Raps kaufen. 1992 war es endlich soweit, die Fantastischen Vier starteten durch.

Ich habe die Entwicklung der deutschsprachigen Hip-Hop-Szene über die Jahre beobachtet. Ich war zwar niemals Teil dieser Szene, aber ich liebte die verschiedenen Strömungen. Ich arbeitete stattdessen an meinen IT-Fähigkeiten und bekam das Diplom. Während meiner Arbeit als Unternehmensberater begann ich damit, meine eigene Shareware zu entwickeln (ja genau, der Webetiser). Nach einiger Zeit dachte ich über Marketing-Maßnahmen nach und entwickelte die Idee eines kostenfreien Angebots für die Platzierung von Werbung. Darüber nachdenkend, was ich anbieten könnte, von dem ich Ahnung habe und was interessant sein könnte für's Internet, kam ich auf Hip Hop zurück. Mittlerweile hatte ich meine erste Jam besucht. Das war wirklich cool. Wie schade, daß wir soetwas in den 80ern nicht hatten. Ich machte einige Fotos während der Jam und kam auf eine neue Idee. Ich liebte all die Graffitis, die ich in der Vergangenheit gesehen hatte, und ärgerte mich über deren kurze Lebensdauer bzw. Zerstörung. Das Ziel wurde, diese Art von Kunst zu erhalten. Deshalb begann ich 1998 damit, nach Graffitis zu suchen und diese systematisch zu fotografieren. In diesem Jahr eröffnete ich auch eine erste Homepage. Um sie interessant zu machen für die Kids, entschied ich mich, die Hip Hop Geschichte näher zu beleuchten. Ein Thema, das ich im Internet immer vermißt hatte. Für einige Zeit war man an der Homepage sehr interessiert. Allerdings hatte ich nicht viel Zeit das Projekt weiterzuführen.

Währenddessen wurde der Erfolg meines Shareware-Projekts größer und ich entwickelte nebenbei ein Portal-Framework. So dachte ich bald darüber nach, die Hip Hop Seite als Portal neu aufzusetzen. Um mehr interessanten Content anbieten zu können, begann ich in 2000 wieder mit meinen Geburtstags-Raps. Eine Sache war allerdings jetzt anders. Durch meine Erfahrung mit Multimedia-PCs und deren Rechenleistung, bestand die Möglichkeit, Personal-Computing mit Musik-Produktion zu verbinden. Da ich keine Studio-Ausstattung besaß, war es einfach für mich, alles auf dem Computer zu machen, solange man die notwendige Software bekommen konnte. Zunächst experimentierte ich mit dem Hip Hop eJay. Aber der war nicht sehr flexibel. Die Samples waren langweilig. Als ich meine Soundblaster Life Platinum kaufte (ich dachte wirklich, es handelt sich um eine professionelle Sound-Karte für Musik-Produktion :-)), bekam ich die Personal-Edition von Steinberg's Cubasis dazu. Mein erster echter Sequenzer. Nach einiger Zeit, produzierte ich meinen ersten Rap, basierend auf eigenen Beats (unter Benutzung einiger Hip Hop eJay Samples). Das Timing war schlecht, aber ich bekam eine Ahnung davon, wie die Sache läuft. Danach kaufte ich mir Cubase und wechselte von Window 98 auf Windows 2000. Cubase und die Soundblaster-Karte arbeiteten nicht gut zusammen. Deshalb kaufte ich eine professionelle Audio-Karte, viele Sample-CDs, VST-Instrumente, ein Midi-Keyboard, usw. Für die Zukunft sind neben den Geburtstags-Raps auch andere Raps geplant. Aber wirklich interessant sind die Möglichkeiten des Schaffens, Mixens und Scratchens von Beats. Ich denke, heutzutage wird ein guter Rap von guten Beats bestimmt. Ohne einen guten Beat taugt der beste Text nichts. Deshalb bin ich zurückgekehrt als DJ :-).

Du wunderst Dich vielleicht, was MCquadrat bedeutet. Als ich über ein neues Pseudonym nachdachte (Du erinnerst Dich an "DJ Grandmixer Scratch" aus den 80ern), dachte ich an den Hip-Hop-Botschafter, der die zweifelnde Welt ins Licht führt. Deshalb wählte ich "Hip Hop Minister", oder auch "Hip Hop Minizta". Aber nach einiger Zeit fand ich es nicht mehr cool. Deshalb suchte ich etwas neues mit MC drin. Dann erinnerte ich mich an Einstein und seine berühmte Formel E=MC2. Da war ein MC drin. Deshalb entschied ich mich dafür, MC2 zu übernehmen. Ich suchte im Internet nach Leuten, die dieses Pseudonym bereits verwenden. Nun, es sieht so aus, als würden einige US-Rapper es benutzten. Aber es ist nicht ganz eindeutig feststellbar, da die Suchmaschinen nicht nach MC2 suchen können, sondern nur nach MC2, das tatsächlich im Zusammenhang mit Hip Hop gefunden wird. Deshalb entschied ich mich für die lange deutschsprachige Form MCquadrat.

Bilder der Jahrzehnte

In den 60ern (ungefähr zwei Jahre alt)

In den 70ern (10 Jahre alt, links)

Dies ist ein historisches Dokument. Der Mann in der Mitte ist Bobby Farell von Boney M. Sie hatten 1976 einen Auftritt in unserer Discothek, noch bevor sie eine der berühmtesten Disco-Bands wurden.

In den 80ern (ungefähr 16 Jahre alt)

1984 mit den Break Dance Freunden (ich im Vordergrund)

In den 90ern

Zu Beginn der 2000er


12. Oktober 2015

Ich dachte es wäre der Hip Hop, aber es war doch der Funk

Bewusst mit dem Musikmachen habe ich mich beschäftigt, als der Hip Hop 1983 nach Deutschland kam. Alles noch sehr unbeholfen mit den Tape-, Bandmaschinen- und Turntable-Kabelsalat-Aufbauten. Pretty oldschool-analog halt. Es hat dann noch eine ganze Zeit gedauert, bis das überhaupt was wurde. Zunächst mal nur für die Geburtstagskinder um mich rum zu den Maxi-B-Seiten bekannter Raps, konnte ich Ende der 1980er schon mal einige deutschsprachige Geburtstagsraps zum Besten geben und einen gewissen eigenen Stil entwickeln. Während des Informatik-Studiums kam das ganze aber zum Erliegen.

Mehr durch Zufall geriet ich auf eine Jam, mit den noch unbekannten Massiven Tönen, die kurz vor der heißen Phase des deutschsprachigen Hip Hops um die Jahrtausendwende stattfand. Die alte Begeisterung war wieder da. Ich begann Graffitis zu fotografieren und mich mit der Idee zu befassen Internet, Rap und digitale Musikproduktion zu einem ganzen zu verschmelzen. Obwohl ich durch das klassische Auflegen in den Diskos meiner Eltern und meines Onkels schon früh ein Gefühl für Rhythmus hatte, brauchte es noch etwas, bis die ersten Beats wirklich groovten. Ohne echte Studioerfahrung war es nicht wirklich einfach mit der damaligen Musiksoftware zu arbeiten. Plötzlich mußte sich ja nicht nur um den Text und Beat, sondern auch um das Mixen, Mastern, rechtliche Aspekte usw. gekümmert werden. Der Wille weiter an dem Projekt Geburtstagsraps zu arbeiten, hat geholfen am Ball zu bleiben.

Mittlerweile sind 15 Jahre vergangen und so langsam hat die Sache eine gewisse Qualität. Wenn ein Geburtstagsrap anfällt, ist dieser wesentlich schneller produziert als früher und klingt auch wesentlich besser :-). Über die Jahre kam hier und da auch mal der Gedanke, das Rappen auszuweiten. Aber wenn ich mir die heutige Szene so anschaue, bin ich wohl für die meisten Themen zu alt. Herz, Schmerz und die gängige frauenverachtende Machart oder gar politische Statements sind alles nicht wirklich mein Ding. Zudem bin ich in der Zeit der 1990er irgendwie stehen geblieben. Der Zeit, als Hip Hop sich noch des Soul, Funk und Jazz bedient und richtig gegroovt hat. Viele der heutigen Hip Hop Beats ziehen mir die Schuhe aus, mal abgesehen von den Texten. Aber jeder wie er mag. Wir waren immer Mittelstandskids und haben nie an brennenden Mülltonnen gestanden, wie Smudo es so schön formulierte. Warum künstlich einen auf Gangster machen?

Nun, was mir in der Rückschau der letzten 30 Jahre bewusst geworden ist: Ich dachte immer ich wäre ein Hip Hopper, aber eigentlich habe ich immer auf Funk gestanden. Das ist ein wenig damit zu erklären, dass ich schon mit 10 Jahren in den Discos meiner Eltern Disco, Soul und Funk gehört habe. Das war so Mitte der 1970er. Da Boney M. bei uns 1976 kurz vor dem Durchbruch von „Daddy Cool“ aufgetreten war, wurde meine unbewusste Funk-Leidenschaft einige Jahre von klassischem Disco überlagert. Eigentlich stand ich aber schon von Anfang an auf Akts wie James Brown, Stevie Wonder, Temptations, Chic/Sister Sledge und Kool and the Gang, auf wenn ich zu der Zeit primär deren Disco-Sachen kannte.

In meiner Jugend kamen Prince, Rick James, Michael Jackson und natürlich Kurtis Blow, Sugarhill Gang, Grandmaster Flash, EPMD, Erik B. & Rakim und andere Eastcoast Hip Hopper der ersten und zweiten Generation hinzu. Den Beats war gemeinsam, dass sie auf den Errungenschaften des Funk der ersten Stunde aufbauten.

So kommt es schließlich, dass ich mich heute bei meinen Beats auf eine Mischung dieser Ansätze konzentriere, ohne mich sklavisch an die Werke jener Zeit zu klammern. Das ist heute alles ziemlich Retro, auch wenn es dafür einen moderneren Begriff gibt: Nu-Funk, der aber auch schon wieder einige Jahre auf dem Buckel hat. Da aber „Uptown Funk“ vor kurzem gezeigt hat, das die Leute diese Art von Musik noch immer bzw. wieder cool finden, kann es nicht so verrückt sein, sich mit diesem Ansatz weiter zu befassen.


14. Oktober 2015

Bei uns war’s genauso

Hab gerade einen Link auf einen alten Spiegelartikel von Smudo zu den Anfängen der Fantastischen Vier gelesen. Man, bei uns war es nicht anders. Wir sind schon Ende 1983 mit dem ganzen Zeug in Berührung gekommen und haben wie die Teufel alles gekauft, was auch nur im Ansatz mit Rap und Hip Hop zu tun hatte. Ich hab sogar noch irgendwo die berühmte Bravoausgabe zum Breakdance hier rumliegen. Wir haben mit unserem bescheidenen Equipment versucht zu Mixen, zu Scratchen, nachdem wir Wild Style im ZDF (mehr durch Zufall) gesehen hatten. Und auch wir haben uns einen abgebrochen mit dem Englischen. Mein damaliger Schulfreund Thomas war weit besser darin Whodini, Kurtis Blow und andere zu imitieren und ist auch dabei geblieben.

Ich hab schon 1984 gedacht, das ist nicht meine Sprache. Ich denke in Deutsch. Ich hab mich dann 1987 für meine damalige Freundin in Deutsch ins Zeug gelegt. Die Idee der Geburtstagsraps war geboren. Natürlich zu einem Beat von Grandmaster Flash auf der handelsüblichen B-Seite einer 12-Inch, also der Maxi-Single. Das war noch ziemlich viel Klamauk, damals noch mit Robert in der WG zusammen, bevor ich studiert habe. Aber das war echt cool. Zum Einkaufen durch die Strassen gelaufen und Reime gekickt. Noch ohne Storytelling oder Groove. Das kam alles erst viel später. Aber geil, kreativ, und Freiheitsgefühl mit Rhythmus.

Ich war zwar nicht so früh am Start wie Advanced Chemistry, aber weit früher als die Fantas ;-). Nun gut, im Münsterland waren wir die ersten und gefühlt einzigen, die sich in Hip Hop ausprobierten. Da Thomas einfach besser im Zeichnen war, hab ich Sketches bzw. Graffitis gar nicht erst probiert. Hinzu kam, aufgrund meiner Größe, aber immerhin noch Electric Boogie. Erinnert sich noch jemand and Eisi Gulp und seine Trainings im Fernsehen?

Meine Spezialität war die Puppet, die mir leider auch die Knie ramponiert hat. Und natürlich der Moonwalk. Auch wenn viele den Michael Jackson zuschreiben, wir haben den in einem anderen Kontext wahrgenommen. Ich erinnere mich noch, wie wir versucht haben aus dem Gedächtnis heraus eine ganze Party lang die richtige Schrittfolge herauszubekommen. Das war alles noch ohne YouTube. Man wie einfach das heute alles ist, das zu lernen oder sich mit seiner Kunst zu präsentieren.

Immerhin sind wir 1984 mit all unserem Können in Münster in der City aufgetreten. Na ja, viel Publikum war nicht da. Damit konnte ja noch keiner wirklich was anfangen. Mit den Klamotten haben wir uns natürlich auch schwer getan. Wenn ich heute in irgendeinen Laden reingehe, ist das immer noch ein Gefühl von Paradies. Was hätten wir damals dafür gegeben, wenigstens ein wenig wie in den Anfängen von RUN D.M.C rumzulaufen (Adidas, Caps).

Durch die Discos meiner Eltern hab ich eine ähnliche musikalische Entwicklung durchlaufen wie Smudo. Der Mix zwischen James Brown, Donna Summer, dann Boney M. durch den Auftritt bei uns 1976 (Bobby und Liz waren echt nett zu uns Kindern), oder auch Deep Purple; man da war eigentlich alles dabei aus der Zeit, was man heute als gute Mucke der 1970er bezeichnen würde.

Einige Vinylscheiben hab ich sogar in der Erstauflage gekauft. Mein Taschengeld ging genauso dafür drauf wie bei Smudo. Allerdings wurde das Mitarbeiten im Disco-Betrieb auch ganz gut entlohnt. Und ab und an gab’s auch mal eine geschenkt, wenn ich mit meinem Vater wieder neues Material für die Disco beim Plattenhändler unseres Vertrauens aussuchen war.

Es war schon erstaunlich wie oft wir beide aus den Neuerscheinungen Wochen, teilweise Monate vorher die kommenden Hits identifiziert haben. Dabei haben wir grundsätzlich den Anfang einer Platte kurz angespielt. Wenn wir uns nicht sicher waren, die Nadel noch mal in der Mitte angesetzt, tja und dann wurde die Entscheidung getroffen. Allerdings erinnere ich mich auch an einige wenige Male, wo wir nicht sofort den Zeitgeist getroffen haben. Unsere DJs bekamen ja recht schnell mit, was die Leute neues hören wollten, so dass die Zeitverzögerung bis zum Nachkauf kaum ins Gewicht fiel. Spätestens zwei Wochen später war die Scheibe dann auf unseren Plattentellern am Start.

Trotz der Vielfalt und dem quasi Schöpfen aus dem Vollen, habe ich mich später dann über den Umweg Hip Hop letztendlich für den frühen Funk entschieden, damit das eigene Musik machen mal eine Richtung bekommt. Liegt mir vom Gefühl einfach am nächsten, auch wenn es lange gedauert hat, das zu erkennen. Leider bin ich kein Musiker, der ein Instrument spielt. Insofern setze ich eher die Tradition der Hip Hopper der zweiten Generation fort und spiele auf rhythmische Art und Weise mit Funk-Fetzen (Samples bzw. Sample-Instrumenten) herum, die dann allerdings etwas moderner arrangiert sind, da ich mir heute ja ein virtuelles Studio mit allerhand Schnick Schnack leisten kann. Tja, und da es für diese Art von modernem Funk auch noch einen schon 15 Jahre alten Retro-Begriff gibt, schließt sich mit Nu-Funk Grooves (Vorläufer von Easy Groophz) gerade mal wieder der Kreis.

Can we go to the bridge? So let’s go to the bridge! One, two, three, …


10. Januar 2022

Wie alles begann

Auszug aus dem E-Book "Die Grooves mach' ich jetzt selbst!"

Der Easy Groophz Ansatz hat seinen Ursprung um 2000 herum als ich, fasziniert von den Möglichkeiten des World Wide Web, darüber nachdachte, wie ich meine Ambitionen als Rapper in die Welt raustragen könnte ohne Probleme mit dem Urheberrecht zu bekommen.

Das Hip Hop Fieber und seine Folgen

Die Sache mit dem Rap hatte ihren Ursprung in den 1980ern. Ende 1983 kam der Hip Hop nach Europa. Ich war sofort Feuer und Flamme für diese Jugendkultur. Meine Eltern hatten Diskotheken in den 1970ern und ich war seitdem fasziniert von der DJ-Kultur. Da ich nicht wirklich gut im Breakdance oder Sprayen war, bot sich DJing und Rappen an, um Teil der Hip Hop Kultur zu werden.

Die Anfänge im Rap waren nicht besonders spektakulär. Wie bei vielen Dingen später auch, war ich mal wieder viel zu früh von einem Thema gefangen. Aber zumindest schaffte ich es, einen Weg zu finden, meinen persönlichen Stil zu entwickeln.

In den Anfängen versuchte sich jeder in Englisch. Aber das war nicht die Sprache, in der ich träumte. Der Startschuss fiel, als ich 1987 für eine Freundin ein Geschenk zum Geburtstag suchte. Ein Freund kam auf die Idee, doch mal eine Lobeshymne in deutscher Sprache, mit Hip Hop Beats unterlegt, zu versuchen. Die Geburtstags-Raps waren geboren und ganz nebenbei war ich einer der ersten deutschsprachigen Rapper, allerdings ohne Plattenvertrag ;-).

Die Reime waren natürlich sehr holprig, aber die Beats vom Feinsten. Viele der Maxi-Singles aus jener Zeit hatten auf der B-Seite einfach die Instrumentals mit drauf. Was die Plattenproduktion schlicht billiger machte, war für mich ein Segen. So konnte ich die Beats der damals angesagtesten Hip Hop Formationen nutzen: allen voran Grandmaster Flash & The Furious Five, die fast wie am Fließband Maxis in dieser Art veröffentlichten.

Bis Ende der 1980er entstanden eine Reihe besagter Geburtstags-Raps und einiges andere an experimentellen Texten. Dann begann das Informatik-Studium, und die Sache wurde mehr oder weniger auf Eis gelegt.

Ich war bereits in den Beruf eingestiegen, das World Wide Web auf dem Weg, sich zu etablieren, und die deutschsprachige Hip Hop Szene hatte erste kommerzielle Erfolge gefeiert, allen voran die Fantas und die Rödelheimer, als ich zufällig Ende der 1990er die Gelegenheit hatte, an einer dieser fest etablierten Hip Hop Jams in Jugendzentren teilzunehmen. 

Diese fand tatsächlich am ehemaligen Studienort statt und hatte als besonderen Akt die damals noch wenig bekannten Massive Töne. Was soll ich sagen. Das alte Hip Hop Fieber war nie wirklich erloschen und so war schon bald die Idee geboren, wieder verstärkt kreativ zu sein mit meinen Geburtstags-Raps. Allerdings sollten die Ergebnisse auch im Internet veröffentlicht werden können.

Einer der ersten Bedroom-Producer ohne es zu ahnen

Das war das entscheidende Momentum, über die Produktion eigener Beats nachzudenken. Meine bisherigen Werke durfte ich wegen der eingesetzten Instrumentals der Maxi-B-Seiten bekannter Künstler ja nicht verwenden. Internet ist rechtlich "Öffentlichkeit" und damit "kommerzielle Nutzung". Entsprechende Rechte einzukaufen war aus finanziellen Gründen schon keine Option.

Die Herausforderung bestand darin zu verstehen, wie man überhaupt Beats baut, wenn man keine Ahnung von Musiktheorie hat, kein Instrument spielt und das Equipment fehlt, das in Musikstudios zum Einsatz kommt. Ich hatte nie ein Musikstudio von innen gesehen - und viel Geld stand ja auch nicht zur Verfügung.

Was mir zu Gute kam war meine Sicht auf den Computer. Schon seit den frühen Tagen des Studiums war er ein kreatives Werkzeug für mich. Ich konnte schon sehr früh mit Desktop Publishing experimentieren und dessen ästhetischen Aspekten bei Anordnung von Text und Bild. Neben der Bildbearbeitung gesellte sich nach dem Studium Videobearbeitung hinzu. Um die Jahrtausendwende war die Rechenleistung für höhere Auflösungen und sogar für einfache Musikproduktion verfügbar.

Ich hatte das Glück, dass eine abgespeckte Version einer in Deutschland so langsam angesagten Digital Audio Workstation bei meiner ersten teureren Soundkarte dazugelegt wurde und ich erste Dinge mit Audiospuren ausprobieren konnte. Midi war damals noch ein Buch mit sieben Siegeln. Aber das änderte sich über die Jahre, als die virtuellen Instrumente immer besser wurden. 

Die Entwicklung nahm ihren Lauf und ich produzierte Beats für meine Geburtstags-Raps und stellte diese dann für die Geburtstagskinder zum Anhören oder Downloaden ins Netz. Aber ich war wieder mal zu früh in eine neue Entwicklung eingestiegen. 

Die 2000er brachten schnell Fortschritte, was Rechenleistung der Computer und die Virtualisierung der Musikstudios anging. Aber das Benutzermodell orientierte sich ausschließlich an der Produktionsweise der physischen Musikstudios.

Meine Idee war es, alles im Computer zu machen. Kopfhörer und Midi-Keyboard dazu und fertig. Keine teuren Studiomonitore, schon wegen der herausfordernden Akustikverhältnisse in den eigenen vier Wänden. 

Was ich damals noch nicht ahnte: ich hatte das Bedroom-Producer-Modell vorweg gedacht. Damals waren aber weder Hardware noch Software bereit für eine virtuelle Musik-Produktion, um absoluten Anfängern wie mir Ansätze zu liefern, brauchbare Ergebnisse in kurzer Zeit erschaffen zu können.

Trotz all meiner Investments in erste Versionen heutiger Profi-Tools, verlor ich erst mal das Interesse. Der Job als Informatiker nahm zu viel Zeit in Anspruch, all den Musikkram auch noch mal eben so nebenbei erlernen zu können. So gingen einige Jahre ins Land ohne großartig kreativ zu sein auf dem Musiksektor.

Auf dem Weg zum modernen Produzenten im virtuellen Studio

Als die 2010er anbrachen änderten sich einige Dinge. Audiomaterial konnte plötzlich wie Midi-Material bearbeitet werden. Es waren bereits besondere Algorithmen entwickelt, die die Geschwindigkeit von Samples verändern konnten, ohne das die Tonhöhe darunter litt. Nur wenig später konnte man sogar die Tonhöhen in Audiodateien im Nachhinein ändern oder Dinge wie Schlagzeug und Stimme, ohne großartige Artefakte, wieder heraus extrahieren. 

Tja, und die Entwicklung virtueller Instrumente und Effekte nahm einen wahnsinnigen Schub. Plötzlich konnte ich alle angesagten Instrumente der letzten Jahrzehnte und die teuersten Mixing-Konsolen der physischen Musikstudios in meinem Computer verwenden - quasi für’n Appel und 'n Ei.

Da musste ich natürlich wieder einsteigen. So konzentrierte ich mich zunächst darauf zu verstehen, was Audio-Engineers so machen, wie man mixt und schließlich auch wie man mastert. Das hat einige Jahre in Anspruch genommen. Aber ich habe jetzt eine klare Vorstellung davon, was ich tun muss, damit meine Produktionen gut klingen. 

Es gibt mittlerweile sogar Emulationen von realen Räumen berühmter Musikstudios, die ich zum Mixen über Kopfhörer nutzen kann. Studiomonitore habe ich nämlich immer noch keine. Und die heutige schiere Menge an exzellent produzierten Samples und Loops, eine gerade aufsteigende Industrie im Musikbereich, sowie die Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz, machen vieles leichter.

Wir haben Zugriff auf Wissen und Erfahrung, mit Hilfe künstlicher Intelligenz, die wir nicht mehr über Jahre oder Jahrzehnte selbst erarbeiten müssen, und Werkzeuge, die selbst von absoluten Einsteigern schnell verstanden und produktiv genutzt werden können, dank verbesserter User Experience und fast unendlich zur Verfügung stehender Rechenleistung im Netz. 

Meine 2000er Vision eines Musikstudios im Computer läßt sich für immer weniger Geld realisieren. Und genau hier setzt der Easy Groophz Ansatz an.

Mein Warum für den Easy Groophz Ansatz

Jetzt könnte ich natürlich all diese Dinge einfach für mich alleine nutzen, mich auf meine eigenen Produktionen konzentrieren und gut ist. Allerdings sind die Corona-Lockdowns auch bei mir nicht ohne Wirkung geblieben. 

Für mich hat die Musikproduktion einen echten Ausgleich ermöglicht und meine mentale Gesundheit massiv positiv beeinflusst seit dem ersten Lockdown. Da es vielen aber ganz anders gegangen ist und ich fest daran glaube, dass in jedem Menschen ein Künstler steckt, der vielleicht hier und da die kreative Seite an sich noch nicht entdeckt hat, möchte ich für die Musik-Liebhaber einen Weg aufzeigen, diese Seite zu entdecken. 

Wenn du selbst ins Tun kommen möchtest, sei es aus mentalen oder sogar monetären Aspekten, dann folge mir auf der Reise in die fantastische Welt der Easy Groophz. Es lohnt sich ;-).