Schleife aus Obst
Tangerine Newt, Unsplash

Du bist kein richtiger Musiker, wenn du mit Loops arbeitest! Oder doch?

Wir leben in interessanten Zeiten. Der technische Fortschritt erlaubt heute viel mehr Leuten passable Songs zu bauen, ohne dass sie den langen Ausbildungs- und Erfahrungsweg der Profiproduzenten gegangen sind. Aber wenn immer mehr aus der Dose kommt und nicht mehr von einem selbst erzeugt wird, ist das dann noch richtige Musik? Beziehungsweise wer ist dann überhaupt noch ein Musiker?

Ganz einfach: jeder der Musik macht, ist auch Musiker. Denn es kommt für den Musikfan nicht darauf an, wie ein Werk entstanden ist, sondern welche Emotionen es beim Hören erzeugt, oder schlicht: ob es gefällt oder nicht. Wer den Fan besser bedient gewinnt. Egal wie er oder womit er arbeitet.

"Ich dachte, Loops zu benutzen sei Betrug, also habe ich meine eigenen gemacht. Ich dachte, Samples zu verwenden sei Betrug, also habe ich meine eigenen gemacht. Ich dachte, Schlagzeug-Samples zu verwenden, sei Betrug, also habe ich einen Live-Schlagzeuger aufgenommen. Ich dachte, das sei Betrug, also lernte ich Schlagzeug spielen. Ich dachte, das wäre Betrug, also habe ich mein eigenes Schlagzeug gebaut. Ich dachte, das wäre Betrug, also habe ich meine eigenen Schlagzeugfelle produziert. Ich dachte, das sei Betrug, also habe ich eine Ziege aufgezogen und sie selbst gehäutet - ich habe in letzter Zeit keine Musik mehr gemacht, wegen der ganzen Ziegenzucht."

Deshalb ist die ganze Diskussion um Loops, die seit Jahren existiert und sicher auch noch zunehmen wird, ziemlich sinnfrei. Immer mehr Plattformen entstehen, die loop-basiertes Produzieren gut unterstützen. Dieser Wandel in der Musikproduktion ist nicht mehr aufzuhalten. Im Gegenteil: durch das breitere Angebot wird es um so spannender hier einzusteigen. Hier gilt es den Trend zu umarmen, ihn zu nutzen, um die Fans besser zu bedienen.

Die Fans wollen in immer kürzerer Zeit Neues hören. Da kann man nicht mehr monatelang an einem Song rum schrauben. Masse wird immer wichtiger. Und die meisten Fans haben nicht mal die Abhöre oder das Verständnis, den Aufwand wert zu schätzen, der in Soundqualität, Arrangement, etc. einfließt.

Also Loops sind für das schnelle Produzieren erste Wahl. Man mag darüber streiten, ob es etwas mehr Individualität braucht, da diese ja von vielen verwendet werden (können). Ein paar Effekte hier und da sind sicher nicht verkehrt. Aber die geschickte Kombination von gut produzieren Loops sollte im Fokus stehen. Ein bischen Spannung über eine entsprechende Songstruktur, und schon steht wieder ein Song für die Veröffentlichung bereit.

Wer viele Songs produziert, produziert natürlich mehr Ausschuss. Aber er lernt auch schneller und schafft damit mehr Perlen für die Ewigkeit ;-).

Rainer Eschen (DJ Groophz)

Musik-Content-Creator, Produzent, Coach, Innovator, Futurist - in den 1970ern erste Berührung mit DJing in den Discos meiner Eltern, in den 1980ern dann mit Hip Hop / Rap. Seit 2000 mit dem Produzieren von Songs und Beats als digitaler Bedroom-Producer unterwegs. Funk im Fokus, werden zusätzlich Soul, Jazz, Hip Hop, House und anderes Tanzbares zu einem unverwechselbaren Sound, dem Fahrstuhl Funk, vermischt.