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Zukunfskunst: Loops, Loops, Loops

Loops begleiten mich schon seit über 20 Jahren bei der Beat- bzw. Song-Produktion. Sie haben einen wesentlichen Anteil daran, dass ich ohne musikalisches Vorwissen Songs bauen kann, die den Fans gefallen. 

Ist das Cheating?

Noch immer kommt hier und da das Gefühl auf, dass das überschwänglich positive Feedback der Fans nicht zum Aufwand passt, den ich gerade mal in einen Song reingesteckt habe. Und dass vor allem, wenn einigen meiner wesentlich aufwändigeren Produktionen eher wenig Beachtung geschenkt wird. 

Hab ich mich am Ende lediglich der Leistung anderer bedient und keinen eigenen Beitrag geleistet? Ist der übermässige Erfolg bei meinen einfachen Produktionen wirklich gerechtfertigt? Nun, wenn die Fans lediglich auf das Ergebnis schauen und der Weg dorthin nicht relevant ist für die Fans, ist die Frage müssig. Anscheinend hat sich dann ein Weg gefunden, der mit geringem Aufwand einen hohen Erfolg erzielt. Und das wird in Zeiten der Demokratisierung in der Musikproduktion immer wichtiger: trotz des hohen Mitbewerbs schnell und gut produzieren können, um häufig neue Anreize zu schaffen für hungrige Fans.

Auch wenn der Einsatz von Loops hier einen entscheidenden Beitrag leistet, darf man nicht unterschätzen, was es braucht, um erfolgreich Beats oder Songs mit Loops zu bauen. 

Mit Loops arbeiten ist eine Kunst für sich

Da wäre zunächst die richtige Auswahl bei der Qualität der Loops. Neben der Audioqualität, mindestens mal in 24bit / 44.1 kHz aufgenommen, ist die Musikalität besonders ausschlaggebend. Genre, Geschwindigkeit, Rhythmus, Grundton, Akkordfolge sind zwar wichtig, aber wie originell oder einzigartig, vielleicht sogar andersartig, ist die Loop denn nun?

Da die Fans immer wieder überrascht werden wollen, müssen die Loops hier und da bereits das Fundament setzen können, indem sie unverändert eingesetzt bereits eine Emotion auslösen. Die darauf aufbauende Kombination mit weiteren Loops verstärkt das Fundament und erlaubt Variation oder sogar einen Verlauf, eine Story zu erschaffen.

Im Dance-Bereich ist die Story des Songs vielleicht nicht ganz so wichtig, aber die Energielevel, die Variation der Aufs und Abs, vergleichbar entscheidend. Hier wirkt jede einzelne Loop auf das Gesamtergebnis. Dies ist vergleichbar zum Arrangement von Instrumenten oder selbsterstellten vinyl-basierten Samples. Auswahl und Kombination im Verlauf des Songs bauen Spannungsbögen auf und lassen die Emotionen der Fans tanzen. 

Der loop-basierte Künstler bedient sich zwar konservierter Spielvariationen professioneller Musiker, muss also nicht selbst viel Zeit in die Erarbeitung dazu notwendiger Fähigkeiten stecken. Aber er braucht trotzdem das Gefühl für die richtige Kombination eben dieser Loops, damit daraus ein brauchbares Ganzes wird. Empfinden für Rhythmus, Harmonie und Klang sind hier wichtig.

Muss ich das lernen?

Wer sich viel mit Musik beschäftigt, trägt all dies schon in sich, entscheidet intuitiv richtig, eventuell bis in die kleinste Nuance. Einsteiger können zunächst auf ihr Gefühl hören. Wir alle tragen ein Grundverständnis für Rhythmus und Harmonie in uns. Man kann es anhand der Hörgewohnheiten festmachen, was allerdings auch dazu führt, dass wir nicht jede Art von Musik wirklich gut bewerten können. Aber für den eher westlich geprägten Stil, der die Popmusik beherrscht, funktioniert das ohne viel Aufwand.

Rhythmus und arrhythmische Klänge lassen sich spätestens beim Tanzen erkennen. Geschwindigkeit, Raster und Schlagmuster können bei genauerem Hinhören während der Bewegung identifiziert werden. Wer die einzelnen Elemente eines Schlagzeugs oder von Percussion-Instrumenten kennt, wird diese einfacher heraushören und damit auch einfacher bewerten können, welches Gewicht, welchen Einfluss diese auf den Rhythmus haben.

Ähnliches gilt für das Zusammenspiel von Schlagzeug und Bassgitarre. Der Bass verbindet den melodischen Teil mit dem Rhythmus. Er beinhaltet also beides in sich. Interessant beim Rhythmus ist der Einfluss, den das Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass auf den Groove haben. 

Der Groove ist der Anteil im Song, der einen spontan mitwippen lässt oder gleich auf die Tanzfläche zieht. Im Dance-Bereich ist das super wichtig. Wenn du also prüfen möchtest, ob deine Kombination aus Schlagzeug, Percussion und Bass wirklich groovt, dann beobachte dich oder Freunde dabei was es mit dem Körper macht, wenn der Song gehört wird. Wenn der Groove da ist, kann man ihm nicht widerstehen.

Bei Melodien ist die Sache mit dem Heraushören passender Harmonie vielleicht etwas schwieriger. Wenn du hier Loops kombinierst, sollten die Grundnoten zueinander passen. Hierbei den Bass nicht vergessen. Wenn du mit Schlagzeug und Bass beginnst, sollten sich danach alle melodischen Instrumente an der Grundnote des Basses orientieren. 

Mein eigener Sound

Auch wenn vielfach als wichtig diskutiert, bleibt es schwierig einen eigenen Sound zu erfinden oder gar festzulegen. Aber es gibt einige Einflussfaktoren, die ein intuitives Entstehen begünstigen, wenn man den Raum zur Entfaltung gibt. Letztendlich geht es um das Entdecken, was man bereits in sich trägt, ohne es wirklich sofort sehen zu können. Das gute Gefühl beim Produzieren ist Träger dieses Wissens. Wenn du diesem nachspürst, möglichst unbeeinflusst von Aussen, kannst du nach und nach erkennen, was dein eigener Sound sein könnte.

Ich für meinen Teil denke nicht wirklich darüber nach, was der eigene Sound ist. Ich nenne es zwar Fahrstuhl Funk, aber es beschreibt für mich lediglich die Art und Weise, wie ich beim Produzieren vorgehe, nämlich intuitiv: die Auswahl von Loops, deren Kombination bei verschiedenen Song-Längen, der Einsatz von manipulierenden Effekten, die Plugin-Ketten bzw. das situative Entscheiden beim Mixen und Mastern. Auch wenn man das vielleicht im Ergebnis heraushören kann (den Sound), ist es für mich eher der Weg (die Sound-Entstehung), der relevant ist. Und das Alles variiert natürlich.

Rainer Eschen (DJ Groophz)

Musik-Content-Creator, Produzent, Coach, Innovator, Futurist - in den 1970ern erste Berührung mit DJing in den Discos meiner Eltern, in den 1980ern dann mit Hip Hop / Rap. Seit 2000 mit dem Produzieren von Songs und Beats als digitaler Bedroom-Producer unterwegs. Funk im Fokus, werden zusätzlich Soul, Jazz, Hip Hop, House und anderes Tanzbares zu einem unverwechselbaren Sound, dem Fahrstuhl Funk, vermischt.