Künstliche Intelligenz
DeepMind, Unsplash

Vorsicht! Die Künstliche Musik-Intelligenz kommt

Künstliche Intelligenz ist für uns Informatiker nichts neues. Die gab es auch schon in den 1950ern. Was jetzt neu ist, ist die Rechenleistung zu haben, die recht bescheidenen Modelle des menschlichen Gehirns richtig auszunutzen.

Repetitives kann sie gut

Erste Ansätze zeigen, dass wir alles, was immer wieder auf die gleiche Art und Weise von Menschen gemacht wird und selbst nicht viel Intelligenz benötigt, schneller und einfacher mit automatisierten bzw. mit künstlicher Intelligenz unterstützten Computern in Zukunft viel billiger, schneller und mit besserer Qualität ausführen lassen können.

Das ist bitter für all jene, deren Aufgaben wenig Kreativität benötigen und - einmal gelernt - nur immer wieder auf die gleiche Art und Weise ausgeführt werden müssen. Hier wird es in Zukunft eng, mit solchen Tätigkeiten noch seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber noch ist nichts verloren, da die Künstliche Intelligenz noch einige Zeit braucht, um so flächendeckend Fuß zu fassen, dass es kritisch wird. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, neue Skills aufzubauen, und sich Aufgaben mit einem deutlich höheren Kreativanteil zu suchen.

Wenn wir eins wissen in der Informatik, dann dass die Künstliche Intelligenz nur in dem ihr durch Programmierung vorgegebenen Rahmen agieren kann. Sich in diesem Rahmen zu bewegen geht einher mit der Rechenleistung der Hardware. Je besser die Hardware desto schneller die Ergebnisse. Nur eben nicht außerhalb des vom Programmierer gesteckten Rahmens. Denn das würde bedeuten, dass die Künstliche Intelligenz in der Lage wäre kreativ zu sein, indem sie Wege ausserhalb ihrer bisherigen Welt sucht und beschreitet.

Da wir mit der Hirnforschung aber noch lange nicht soweit sind zu verstehen, wie ein solches kreativ handelndes System aussehen müsste, ist die Angst, dass die Computer die Dinge in die Hand und uns aus dem Spiel nehmen, recht unbegründet. Allerdings sollten wir gerade deshalb sehr darauf achten, dass wir den bisher vorhandenen künstlichen Intelligenzen nicht zu viel Raum geben und ihnen Entscheidungen überlassen, für die sie nicht wirklich ausgestattet sind.

Denn eigenständig nach menschlichen und moralischen Vorstellung zu handeln würde ja bedeuten, dass sie vergleichbar zu den Fähigkeiten des Menschen gestaltet bzw. ausgestattet wären. Beschränken wir uns also bei ihrem Einsatz erst mal auf die einfachen Dinge.

Was meint die Künstliche Intelligenz dazu?

Wenn Künstler sich ernsthafte Sorgen machen, dann sollten wir mal die Experten fragen. Und auch interessant, was eine der bereits vorhandenen Künstlichen Intelligenzen dazu mein. Hier mein kurzer Interview-Chat mit "ChatGPT Dec 15 Version. Free Research Preview." von OpenAI:

Easy Groophz
Was hältst du von computergenerierter Musik?

ChatGPT 
Computergenerierte Musik kann ein nützliches Werkzeug sein, um neue und innovative Klänge und Kompositionen zu schaffen. Es gibt viele Softwareprogramme und Algorithmen, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Musik erzeugen können, und einige dieser Programme können erstaunlich komplexe und kreative Ergebnisse hervorbringen. Es ist jedoch zu beachten, dass computergenerierte Musik nicht dasselbe ist wie Musik, die von menschlichen Musikern geschaffen wird, und dass ihr möglicherweise die emotionale Tiefe und der Ausdruck fehlen, die durch menschliche Darbietung erreicht werden können. Letztendlich hängt der Wert computergenerierter Musik von dem Kontext ab, in dem sie verwendet wird, und von den Zielen der Person, die sie erstellt.

Easy Groophz 
Werden wir in eine Situation geraten, wie sie Winston im Roman "1984" über computergenerierte Musik beschreibt?

ChatGPT 
In dem Roman "1984" spricht die Figur Winston über eine Welt, in der alle Musik von Computern produziert wird und menschliche Musiker der Vergangenheit angehören. Es ist zwar durchaus möglich, dass sich computergenerierte Musik in der Zukunft durchsetzen könnte, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie menschliche Musiker vollständig ersetzen wird. Musik war schon immer ein wichtiger Teil der menschlichen Kultur und Ausdrucksform, und es ist schwer vorstellbar, dass es eine Welt geben wird, in der menschliche Kreativität und Emotionen kein integraler Bestandteil des musikalischen Prozesses sind. Hinzu kommt, dass die für die Erstellung von Musik auf einem Computer erforderlichen Fähigkeiten und technischen Fertigkeiten recht hoch sein können und nicht jeder in der Lage ist, Musik mit dieser Methode zu produzieren. Es ist wahrscheinlicher, dass computergenerierte Musik weiterhin als ein Werkzeug zur Ergänzung und Verbesserung der menschlichen Musikalität verwendet wird, anstatt sie vollständig zu ersetzen.

Man sieht an den Antworten, dass ChatGPT über sehr viel Wissen verfügt und selbst erkennen kann, welche Kontexte gemeint sein könnten. Die Dystopie aus George Orwells "1984" ist sicher die schlimmste für Musikschaffende, die man sich vorstellen kann. Interessant ist, dass ChatGPT auf die Antwort abzielt, die ich auch auf jene Ängste von Künstlern geben würde: das was Menschen ausmacht, die Kreativität und Emotion, ist für Maschinen ein schwarzes Loch. 

Als Werkzeug in der Musik

Ohne Zweifel sehen wir schon jetzt, wie Künstliche Intelligenz das Leben von Musikern und Ingenieuren erleichtert und hilft, Ergebnisse schneller und einfacher zu erzeugen. Interessant hierbei ist, dass gerade die Profis auf diese Werkzeuge zurückgreifen. Nicht etwa weil die Ergebnisse besser wären als würden die Profis nach herkömmlichem Verfahren agieren. Nein, die Zeitersparnis ist hier entscheidend.

Wenn die Künstliche Intelligenz schon mal automatisch ein Ergebnis von 80% abliefert, braucht der Profi hier nur noch die letzten 10 - 20% selber machen - je nach eigenem Anspruch oder Wunsch des Kunden. Wenn wir jetzt noch die Entwicklung hinzunehmen, dass immer mehr analoge Studiotechnik im (mobilen) Computersystem abgebildet werden kann, etwa die Mixing Console, die Effektprozessoren, die Bandmaschine oder die Verkabelung, und das in annähernd gleicher Qualität, dann spart das noch mehr Zeit und Kosten ein. Der Ort, wo gearbeitet wird, oder der Zeitpunkt wann an etwas gearbeitet wird, wird immer flexibler. Das Internet und das damit einhergehende synchrone verteilte Arbeiten an Songs vereinfacht die Sache noch einmal.

Ideale Verhältnisse für "Ich habe keine Ahnung von Musik"-Einsteiger

Neben dem Einsatz professioneller Loops, ist die Künstliche Intelligenz das zweite Standbein eines leichten Einstiegs in die Musikproduktion. Die oben genannten Vorteile der Profis können auch die Einsteiger nutzen. Hier ist für jeden Geldbeutel und Anspruch etwas dabei. Und die Option irgendwann mal in Richtung Profi zu gehen kommt gleich mit dazu.

Wenn man mit Interessierten über das Musik machen spricht, kommen oft gleich Gegenargumente, warum es keinen Sinn macht, das Thema weiter zu betrachten:

  • Keine Ahnung von Musiktheorie
  • Keine Erfahrung im Umgang mit Musikinstrumenten
  • Ein Musikstudio kennen ich nur aus dem Fernsehen
  • Das braucht viel Zeit, um da überhaupt Fuss zu fassen

Alles richtig und gleichzeitig, bedingt durch die moderne Computer-Technik, eben auch wieder nicht.

Für einen Großteil der Musiktheorie, hier besonders die Akkorde und Melodien, hat die Künstliche Intelligenz schon passable Antworten parat. Gerade Musikgenres folgen Mustern, die sich prima wiederverwendbar in konfigurierbarer Software abbilden lassen. Wer also nicht gerade Filmkomponist ist, wird hier auch ohne große Vorkenntnisse und mit einer Portion Kreativität Neuartiges schaffen können, das automatisch den bisherigen Hörgewohnheiten folgt.

Das Spielen eines Musikinstruments ist ebenso keine Voraussetzung mehr, um die Instrumente im Song zum Klingen zu bringen. Spezialisierte virtuelle Instrumente bringen oftmals die gängigen Spieltechniken (auch hier wieder Muster) für das jeweilige Instrument gleich mit. Wer schon mal eine Taste auf einem Klavier gedrückt hat, kennt bereits die wichtigste Eigenschaft für einen modernen Instrumentalisten. Die meisten virtuellen Instrumente werden mit einer Midi-Tastatur gespielt, die nur noch die Steuerinformationen, wie Noten im Midi-Format, an den Computer weiterreicht, der dann den Ton per Software erzeugt.

Wer noch nie ein Musikstudio betreten hat, wohl aber mit Computern umgehen kann, hat einen optimalen Start für die moderne Musikproduktion. Den heute befindet sich alles im Computer. Die Ausstattung ist wesentlich billiger anzuschaffen, einfacher zu konfigurieren und beliebig kombinierbar einzusetzen. Es gibt nur noch eine Einschränkung: die Leistungsfähigkeit der Computer-Ausstattung im Kontext zur Größe des Song-Projekts.

Braucht es den mit diesem neuen Ansatz noch immer Jahre bzw. Jahrzehnte der Einarbeitung und Erfahrung, bis ein brauchbares Ergebnis dabei rauskommt? Es hängt natürlich auch heute noch vom eigenen Anspruch ab. Wer es schnell und brauchbar haben möchte, der kann mit vorkonfektionierten Mitteln in Minuten etwas zaubern. Wer es sehr individuell haben möchte, der braucht mehr Zeit und Geld und Geduld, weil es dann mit dem steigenden Anspruch auch immer komplizierter und aufwändiger wird. Letzteres ist natürlich letztendlich der Weg, den die Profis gehen müssen.

Rainer Eschen (DJ Groophz)

Musik-Content-Creator, Produzent, Coach, Innovator, Futurist - in den 1970ern erste Berührung mit DJing in den Discos meiner Eltern, in den 1980ern dann mit Hip Hop / Rap. Seit 2000 mit dem Produzieren von Songs und Beats als digitaler Bedroom-Producer unterwegs. Funk im Fokus, werden zusätzlich Soul, Jazz, Hip Hop, House und anderes Tanzbares zu einem unverwechselbaren Sound, dem Fahrstuhl Funk, vermischt.